Zeitzeugen berichten

Alfons Benedikter: Für die Selbstbestimmung

Alfons Benedikter

Alfons Benedikter, geboren am 14. März 1918, war von 1948 bis 1998 Landtag- und Regionalratsabgeordneter, davon 45 Jahre lang mit Regierungsverantwortung. 1946 war er an der Organisation der Unterschriftensammlung für das Selbstbestimmungsrecht beteiligt. Brach 1989 mit der SVP, saß danach als vehementer Verfechter des Selbstbestimmungsrechts für die Union für Südtirol im Landtag.

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Vom Krieg in die Politik: Ohne Umweg begann Alfons Benedikters politischer Einsatz für Südtirol unmittelbar nach seiner Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft. „Im September 1945 war ich wieder zu Hause. Anfang Oktober besuchte ich in meinem Heimatort Schlanders eine Gründungsversammlung der Südtiroler Volkspartei. Bei dieser Gelegenheit forderten mich Friedl Volgger und Otto von Guggenberg auf, als erster Bezirkssekretär die Partei im Vinschgau aufzubauen. Dieses Angebot nahm ich prompt an“, erzählt der heute 88-jährige Benedikter. Von diesem Zeitpunkt an gehörte der Jurist mit den ausgezeichneten Russischkenntnissen über ein halbes Jahrhundert zu den führenden Südtirolpolitikern.

„Im Frühjahr 1946 organisierte ich die Unterschriftensammlung für die Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes mit. Als am Ostermontag 1946 Leopold Figl die 160.000 Unterschriften der Südtiroler überreicht bekam, war es, als ob er damit das Schicksal unseres Landes in die Hand nahm. Wir glaubten damals fest an die Rückkehr zum Vaterland Österreich. Deshalb war der Pariser Vertrag eine herbe Enttäuschung für uns“. Es sollte nicht der einzige Rückschlag bleiben.

Benedikter: "Das Autonomiestatut von 1948 führte den Pariser Vertrag ad absurdum. Das wurde uns in den kommenden Jahren bewusst. Der Staat hat beispielsweise die primäre Zuständigkeit der Provinz Bozen für Volkswohnbau durch die Durchführungsbestimmungen zum Autonomiestatut von 1948 im ,nationalen Interesse‘ aufgehoben. Damit war der Beweis erbracht, dass der Pariser Vertrag durch das Regionalstatut von 1948, dort, wo es um wesentliche Belange der Volksgruppe geht, nicht erfüllt werden konnte“.

Benedikters große Zeit kam nach der Annahme des Pakets. Er war es, der in Rom maßgeblich die Durchführungsbestimmungen zum neuen Autonomiestatut aushandelte. An über 60 Ministerratssitzungen nahm der langjährige Landeshauptmannstellvertrer teil. „Die Zweisprachigkeitsklausel, das Proporzdekret und die Finanzautonomie sind die Meilensteine in meinem politischen Leben“, erzählt er rückblickend.