Zeitzeugen berichten

Alcide Berloffa: Kontakte mit Rom

Alcide Berloffa

Alcide Berloffa, geboren 1922, saß von 1948 bis 1953 für die DC im Gemeinderat von Bozen, danach vier Legislaturperioden lang in der Abgeordnetenkammer. Er hat damit als Parlamentarier und Berater der Regierung den Weg begleitet, der vom Pariser Vertrag zu Paket und Streitbeilegungserklärung geführt hat. Von 1977 bis 1994 war Berloffa Mitglied des Staatsrats und ebenfalls bis 1994 Südtirol-Beauftragter des Ministerrats. 2001 ist er mit dem Joseph- Gargitter-Preis ausgezeichnet worden, weil er – so die Begründung – stets an ein friedliches und fruchtbringendes Zusammenleben in Südtirol geglaubt habe.

» Laden Sie hier den Film herunter (3 MB)

Wenn es um die Südtirol-Frage ging dann kannte die römische Regierung in den Jahren der Autonomieverhandlungen vor allem einen Ansprechpartner: Alcide Berloffa. Über ein halbes Jahrhundert lang war er Roms Experte in Sachen Südtirol. Viele seiner Zeitgenossen, so ist der ehemalige DC-Politiker überzeugt, würden heute im Rückblick Kriegsende, Friedens- verträge und Abkommen wie den Pariser Vertrag als Basis für das friedliche Zusammenleben bezeichnen. Fälschlicherweise, so Berloffa: “Nach den tragischen Erfahrungen mit Nationalsozialismus und Faschismus klammerten sich die verantwortungsvollen Politiker an den Grundsatz der Zusammenarbeit zwischen Italienern und Deutschen. Angeführt wurde diese Politikerriege von Alcide Degasperi“, erklärt Berloffa.

Noch lebhaft hat der heute 84-Jährige die schwierigen Nachkriegsjahre in Bozen in Erinnerung. „Die Bestätigung der Brennergrenze, der Pariser Vertrag, das erste Autonomiestatut – all dies hat in den ersten drei Jahren nach dem Krieg in Bozen die unterschiedlichsten Reaktionen ausgelöst. Was allen gemeinsam war, war die große Unsicherheit darüber, wie es weitergehen sollte“, so Berloffa. Auch aus diesem Grund sei es darum gegangen,Vertrauen aufzubauen: „Degasperi ist dies im Rahmen einer Wahlkundgebung im April 1948 auf dem Bozner Waltherplatz gelungen, als er die Werte der Demokratie und eines gleichberechtigten Zusammenlebens hervorhob“, erinnert sich Berloffa.

Damals, so glaubt Berloffa, habe die Arbeit der Demokraten angefangen, Früchte zu tragen. „Die konstruktive Arbeit hat damals die Oberhand gewonnen, das Autonomiestatut, die Suche nach Lösungen in Zusammenhang mit dem Terrorismus und die Anpassungen des Statuts sind die Folgen“, so Berloffa. „Die Streitbeilegungserklärung von 1992 bildet das Ende eines Weges, der in der unmittelbaren Nachkriegszeit in Paris eingeschlagen worden ist.“